"Lifealbum
- Die Rockoper der Boomer" (2024)
Uwe Tüchler (Theater Regie)
Hermann Dieminger (Musikalische Leitung)
Thomas Schaller (Bühne)
Jürgen Mick (Regie)
"Lifealbum
- Der Comic" (2025)
Thomas Schaller
Jürgen Mick
SYNOPSIS
Dies
ist die Geschichte von M. & DEN VIELEN
M. ist einer von "den" Vielen, auch genannt Die Boomer.
Geboren wurde M. 1964 auf dem Höhepunkt der Geburtenexplosion.
Die Zeiten sind dennoch optimistisch.
Die Menschheit betritt zum ersten Mal den Mond.
Die Vielen haben sich viel vorgenommen.
Die heraufdämmernde Wohlstandsgesellschaft setzt
in diese Generation ihre Hoffnung auf eine bessere Welt!
-
Heute kommt M. von seiner Reha zurück. Er hat einen
Selbstmordversuch überlebt.
Das
ist jetzt genau ein Jahr her, dennoch weiß er immer
noch nicht,
wie er jemals wieder ein normales Leben führen soll.
M. zieht sich von der Welt zurück,
will einzig noch in seinen virtuellen Welten seiner
Computerspiele leben.
So setzt er sich - gerade eben von mir nachhause gebracht
- in dieser Nacht an seinen Computer.
Doch
genau dort - in seiner virtuellen Welt, stößt er auf
ein rätselhaftes Buch.
Als er beginnt darin zu lesen, kann er nicht mehr anders
als voll und ganz darin einzutauchen.
M.
ist in seinem LIFEALBUM
und gezwungen die Bilder seines Lebens nochmals in dieser
einen Nacht zu druchleben.
Erst jetzt erkennt er den Pakt, den er einst mit dem
Teufel einging
und der ihn hierher gebracht hat, wo er jetzt steht:
Vor seiner 2. Chance.
"Große
Dinge entstehen durch eine Reihe kleiner Dinge die zusammenkommen."
- Vincent Van Gogh
"OK, Boomer."
In der
Aussage "OK, Boomer" steckt Abneigung der Generation der Millennials
gegenüber der Generation der Babyboomer. Oft genug basiert
Geringschätzung auf Unverständnis. Der strittige Satz erfährt
jedoch insofern eine Art von Abmilderung, da es offenbleibt,
inwieweit ein auf die 60 zugehender Mensch mit dieser internetspezifischen
Ausdrucksform überhaupt eine abfällige Bemerkung verbindet
oder nicht. Dass dies die Basis für ein gemeinsames Verständnis
selbstverständlich nicht verbessert, versteht sich von selbst.
Wie dringend notwendig ist demzufolge Aufklärung angesagt!
Daher,
und nicht allein deshalb, habe ich mich über die "Macher",
das sind Jürgen Mick, Hermann Dieminger und Thomas Schaller,
des Lifealbums gefreut, die sich dem generationenübergreifenden
Instrument der Musik bedienen, um auf der anderen Seite für
Verständnis und buchstäblich Harmonie zu sorgen.
Einem Wachstumsprozess
unmittelbar beiwohnen zu dürfen, wie der Entstehung des bühnengerechten
Lifealbums, ist ein spannender und einmalig reizvoller Prozess
- Musik, Bilder, Ideen, die sich in formgebender Weise nach
und nach zu einem großen Ganzen zusammenfügen. "Große Dinge
entstehen durch eine Reihe kleiner Dinge die zusammenkommen."
Die leuchtenden Bilder Vincent van Goghs setzen das Mosaik
seines Lebens zusammen. Jedes einzelne seiner über 900 Gemälde
ist selbst ein Mosaik, bestehend aus unzähligen Farbtupfern,
die uns seine Pinsel hinterlassen haben. So unscheinbar ein
einzelner Farbklecks für sich genommen auch scheinen mag,
so elementar ist jeder von ihnen für ein stimmiges Gesamtbild.
Die Videosequenzen des Lifealbums, jede noch so kleine Einstellung
darin, trägt dazu bei, dass die Gesamtschau einer Generation
von Menschen, die in den Jahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
geboren wurden, entsteht. Ob in "Y Kids R Watching TV" Bugs
Bunny oder das Raumschiff Enterprise als schwarze Silhouette
für einen Sekundenbruchteil über den Bildschirm huscht, ob
in "Wild Roses Die" verstorbene Giganten der Musikgeschichte,
wie David Bowie, John Lennon, Freddy Mercury oder Keith Moon
als den damaligen Zeitgeist prägende Eckpfeiler mit ihrem
Schriftzug auftauchen oder ob "Mr. Neutron" uns noch einmal
vor die schwarz-weiß Fernsehgeräte bannt, um zusammen mit
Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 21. Juli 1969 beim Betreten
der Mondoberfläche den sogenannten Wettlauf ins All zu gewinnen,
zielen darauf ab, das Buch der Geschichte für uns und die
Generation der Millennials aufzuschlagen. Es ist unmöglich,
weder den persönlichen Erinnerungen noch dem, was in unserem
kollektiven Gedächtnis verankert ist, zu entkommen, wenn wir
die filmisch und musikalisch bis ins Detail fein verarbeiteten
Meilensteine auf uns wirken lassen.
Was dem
Betrachter anfänglich vielleicht als chaotische Vielfalt erscheinen
mag, wird vom unmittelbaren Ausgangspunkt des Werks durch
die grandiose Musik fest zusammengehalten. Der mehrstimmige
Satzgesang, die Instrumentierung und außergewöhnlichen, großen
Arrangements fordern anregend zum Dabeibleiben auf. Unbewusst
gibt man sich gerne, während das Oeuvre ausgerollt wird, der
hypnotisierenden Sogwirkung hin und erfährt beim Betrachten
der symbolischen Szenen sowie durch die weit gespannte Atmosphäre
des Werks gleichzeitig die Freiheit, die Ereignisse für sich
selbst souverän interpretieren zu dürfen. Den Farbton, den
man den vorgegebenen, musikalischen und digitalen Pinselstrichen
"der Macher" im Geiste geben möchte, entscheidet man letztlich
selbst.
Dem Phänomen
"Babyboomer" Rechnung tragend bin ich als einer von vielen
mit euch auf dem Weg und möchte mir die nächsten Schritte
auf keinen Fall entgehen lassen.
"Boomer,
das ist mehr als OK!"
(Georg
Braceschi-Mayer, Musiker, Schriftsteller, Augsburg, August
2022)
1964
werden in Deutschland so viele Kinder geboren, wie nie zuvor.
Es ist der Höhepunkt und das Ende der Baby Boomer Zeit.
Gleichzeitig beginnt die Welt sich rasant zu verändern:
Die dritte industrielle Revolution ist in vollem Gange, das
Leben wird immer schneller, Entfernungen schrumpfen - die
Welt wird zum globalen Dorf. Die Digitalisierung verdrängt
bisherige, analoge Formen der Wissensspeicherung und -verbreitung:
Elektronische Datenspeicherung statt Bücher und Bibliotheken,
Rechenzentren statt mühsamer Berechnungen. Die Forschung
und Entwicklung generiert neue Errungenschaften, neue Produkte
entstehen in immer kürzeren Intervallen. Was gestern
noch unmöglich erschien, rückt in greifbare Nähe
oder ist im Alltag zur Normalität geworden.
Die Formen der Kommunikation und das soziale Miteinander ändern
sich: Wer schreibt noch Briefe im Zeitalter der E-Mails? Wer
telefoniert noch? Man trifft sich auf den Social Media Plattformen,
statt in der Eckkneipe. Das gemeinsame Fußballspiel,
oder Tennisturnier? Wird ersetzt durch Cloud-Gaming miteinander
vernetzter Spieler: Treffpunkt zu einer beliebigen Zeit in
einer virtuellen Welt, statt im Vereinsheim um acht Uhr. Jeder
ist jederzeit erreichbar. Im Netz ist immer jemand da...
Die 64er erleben diese Veränderung wie keine andere Generation.
Sie stehen an der Schwelle zwischen analogem und digitalem
Zeitalter. Sie gehören zur ersten Generation, die mehrere
industrielle Revolutionen in einem Leben miterlebt.
Wie fühlt sich diese Generation, die durch ihre große
Menge eine Besonderheit im demographischen Spektrum darstellt?
Wodurch ist diese Generation geprägt? Entstand ein kollektives
Bewusstsein? Wie ist das Verhältnis zueinander? Konnte
man aus dieser Menge herausragen, oder löste sich die
Individualität in der Masse auf?
2
Sind sie Konkurrenten,
die um Jobs, Beziehungen, Wohlstand ringen - oder sind sie
Gleichgesinnte, mit gleichen Träumen, Wünschen und
Hoffnungen, die gemeinsam für eine verheißungsvolle
Zukunft arbeiten? Sind sie sich der Macht der Masse bewusst?
Es ist eine Zeit der Euphorie für die Zukunft, in und
mit der sie aufwachsen, doch diese weicht einer Ernüchterung.
Desillusioniert von den tatsächlichen Bedingungen und
Verhältnissen, wirtschaftlichen und politischen Ereignissen
und dem Bewußtsein der Grenzen einer Einflussnahme,
hält Pragmatismus Einzug in das Denken.
Der Wandel zu einer Informationsgesellschaft wird vorangetrieben.
Die Digitalisierung ersetzt analoge Techniken und damit werden
Träume von damals in reale Dinge umgesetzt: Der Communicator
der ScienceFiction Serie "Star Trek"? - Ein Vorläufer
unserer Smartphones. 3D-Druck, VR, KI, Robotik, MRT als Schlagworte
für Entwicklungen und Entdeckungen, die zu Fortschritten
in Industrie, Technik, Biologie, Medizin und anderen Bereichen
geführt haben - die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Die weltweite Vernetzung und Kommunikation ist Fluch und Segen:
Einerseits stehen immer mehr Informationen in immer kürzerer
Zeit zur Verfügung, auf der anderen Seite ist diese Flut
an Informationen nicht in diesem Tempo zu verarbeiten.
Quantität bedeutet jedoch nicht gleich Qualität,
im Gegenteil: Es wird immer schwieriger zu differenzieren,
was echt oder falsch ist, wahr oder unwahr, Tatsachen oder
fake news - was ist wichtig, was nicht?
Die Möglichkeiten der Virtualisierung werden immer realistischer.
Es ist ein Weg, dem realen Leben zu entfliehen. Eine weitere
industrielle Revolution bahnt sich an...
Was bleibt, ist der Mensch. Was lässt ihn scheitern?
Die Angst vor den Scheitern.
M. ist ein 64er, der das Buch des Lebens durchblättert
und uns an seinen Erlebnissen, Träumen, Wünschen,
Sehnsüchten, Enttäuschungen, Frustrationen, aber
auch Hoffnungen teilhaben lässt - seinem Lifealbum.