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PART 1 PART 2 PART 3 PART 4 PART 5

   
Personen
PART 1
Songs
Zeitgeistin, M., B.B., Mr. Neutron, ...
1.a Prolog
Wir hatten seit mehr als dreißig Jahren nicht voneinander gehört, als das Telefon klingelte und M. mich unvermittelt fragte, ob ich ihm den Gefallen tun könnte, ihn vom Krankenhaus abzuholen und ihn "endlich nach Hause zu bringen", wie er sich ausdrückte. Als ich den Wagen stoppte, wie von ihm angewiesen, standen wir vor einer Villa - ehemals die seiner Eltern -, und er dankte mir und verabschiedete sich mit den Worten, er wollte eigentlich seine Wohnung niemals wieder betreten, aber ... Mit einem Achselzucken stieg er aus dem Wagen. Das ereignete sich zwölf Monate nachdem er seinen Selbstmordversuch überlebt hatte. Von dem ich erst während dieser Fahrt erfahren hatte. Noch nie sprach jemand so offen zu mir, wie M. auf jener Autofahrt. Ich fühlte mich ihm näher denn je. Er müsse jetzt viel nachdenken sagte er mir, "Nicht jeder bekommt eine zweite Chance!" Damit hatte er verdammt recht, doch gleichzeitig grinste er dabei so ungläubig, dass es mir schwer fiel, ihm abzunehmen, dass er daran wirklich glaubte. Vielmehr schien seine Mimik sagen zu wollen: "Mal sehen, wie lange ich es diesmal durchhalte!" Als ich losfuhr, nachdem ich noch einige Minuten still verharrend im Wagen über seine Worte nachgedacht hatte, sah ich noch, wie er dabei war sämtliche Vorhänge und Jalousien zuzuziehen. In dieser Nacht geschah ihm das Unverhoffte.
 

»A Genesis«
M., The Gamer, B.B.
 
1. Closed Paradise
Der Aufenthalt in der Rehabilitations-Klinik dauerte beinahe ein Jahr. Man hat sich sowohl körperlich als auch mental fürsorglich um M. gekümmert und ihn letztendlich als psychisch stabil eingestuft entlassen. Es war eine anstrengende Zeit und M. fühlt sich immer noch leer, allerdings auch irgendwie erleichtert, obgleich er keine Ahnung hat, was er nun mit dem wiedergewonnen Rest seines Lebens anfangen soll. Das mit dem Glück und dem Schmied haben sie ihm in der Therapie zur Genüge versucht klar zu machen, doch das war ihm doch nichts Neues, es kam ihm so alt und so verdammt bekannt vor. Und sobald er darüber nachdachte, tat sich ihm wieder der Spalt auf zwischen Einsicht und Handeln, zwischen Philosophie und Leben. Für ihn steht nur eines fest, dass er an sein altes Leben nicht wieder wird anknüpfen können.

Er legt seine Sachen ab und schließt als erstes die Fensterläden seines alten, neuen Zuhauses, das ihm gänzlich fremd erscheint. Er lässt alle Jalousien herunter und, als sei es noch nicht genug, zieht er sämtliche Vorhänge vor die mannshohen Fenster. Die alte Villa hat ihm schon immer Angst oder zumindest Respekt eingeflößt. Heimisch hat er sich hier nie gefühlt. Auch nicht damals, als er noch zu Besuch hierhergekommen war. Zumeist in den Ferien, für einige Tage, immer dann wenn seine Eltern für sich sein wollten. Da er sie nun alle überlebt hatte, sowohl seine Eltern, als auch seine Großtante, die letzte stolze Besitzerin des Anwesens, konnte er sich Eigentümer dieses herrschaftlichen Hauses bezeichnen. Wohl fühlt er sich dennoch nicht. Als Erbe beschleicht ihn sowieso stets das Gefühl einer Spezies der Schmarotzer anzugehören. Er hat es sich nicht verdient, hier zu leben, was er aber auch zu keiner Zeit angestrebt hatte. Auffallend ist, mittlerweile stört er sich an derlei Dingen kaum noch ernsthaft. Vieles in seinem Leben war nicht so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Man gewöhnt sich daran. Und im Vorstellen, da war er schon immer Weltmeister gewesen. Er denkt ungern zurück, an die ganzen Spinnereien und Utopien, die er sich ausgemalt hatte, von einer gerechten und vernünftigen Welt und einer Menschheit, die von der reinen Wissenschaft geleitet im Jahre 2050 schließlich friedfertig auf dem Mond in phantastischen Glaskugeln wohnen würde und mit ihren Kindern jeden Sonntag einen Ausflug zu den berühmtesten Kratern machen würden. Fortschritt galt ihm da noch als Verheißung. Er war das Versprechen auf eine bessere Zukunft. Doch mehr als Sentimentalität war nicht daraus geworden.

Es war beschlossene Sache, und eigentlich das Resultat seiner lange andauernden Grübelei, gegen sein eigenes Leben und sich selbst. Er will sich dieser Prozedur nicht länger aussetzen, nicht länger nachdenken, endlich seinen Frieden finden: Er kehrt nun endgültig der Welt dort draußen den Rücken. Er will sich allem weiteren Scheitern verweigern. Weltverweigerung scheint seine noch einzig verbliebene Motivation zu sein, angesichts der gescheiterten Utopien, und einer offensichtlich dem Schwachsinn verfallenen Menschheit. Die Welt hat ihn nicht weniger als um sein Leben betrogen, weshalb sollte er noch einmal einen Schritt nach draußen, auf sie zugehen? Er wollte es deswegen schon beenden, und wenn es nun sein Los war, weiter machen zu müssen, dann in seiner eigenen Welt, in der er der Held ist! Es gibt niemanden, dem er noch verbunden ist. Es ist gewiss auch zum Teil seiner bevorzugten Situation geschuldet, in die die unerwartete Erbschaft ihn gebracht hat. Und die es ihm erlaubt, sich abzuwenden. Er ist versorgt bis zu seinem Ende, wenn er nicht große kapitalistische Fehler begehen würde. Und gleichzeitig ist es so etwas wie der Vorschuss für sein Ende. Er sitzt im gemachten Nest, in einer sicheren, behüteten Welt. Und ja es stimmt, noch nie zuvor ging es der Menschheit so gut wie heute, - aber ist die Utopie seiner Generation deshalb schon aufgegangen? Noch nie erschien ihm die Welt auch so irre, und er konnte sich, gemessen an den äußeren Umständen, selbst noch zu den Glücklichsten zählen, denen es unverschämt gut ging! Weswegen, ist er es dann nicht? Was hindert ihn glücklich zu sein? Alle diese Widersprüche lähmten ihn, machten ihn selbst irre und hinderten ihn irgendetwas zu tun. Es sind die unauflösbaren Wiedersprüche, die er schon einmal glaubte, nicht mehr aushalten zu können. Sollte er sich deswegen schämen? Konnte er selbst etwas dafür? Verpflichtete ihn der Vorzug seiner Geburt und Existenz zu irgendetwas? Jede Generation ist eine geworfene, in eine Welt, die sie selbst ja nicht gemacht hat. War es etwa seine Entscheidung - 1964 -, auf diese Welt zu kommen? Keineswegs will M. ungerecht sein, denen gegenüber, die es nicht so gut getroffen hatte. Aber auch das lag außerhalb seines Verantwortungsbereiches; der - und das ist ihm wahrscheinlich das Schlimmste - ihm immer mehr abhandenkam. Er ist und war nun einmal ein männliches, westliches, weißes Kind aus einer wohlbehüteten Kinderstube - ganz ohne sein Zutun. Und hat er es nun versaut?


M. greift zum Telefon und bestellt sich noch etwas zu essen. Dann setzt er sich an seinen Computer. Ein weißer Lichtblitz durchzuckt das vollkommen abgedunkelte Zimmer, kurz bevor ein tief blauer Schimmer sich auf die Wände legt. Er startet ein Spiel, er ruft seine Welt auf! Endlich in seine Welt fliehen - und wenn Schopenhauer recht behalten sollte, wäre es eh immer nur die seine, die von ihm vorgestellte Welt, in die er sich begibt. Da sollte es egal sein, ob sich ihm diese auf dem "Holo-Deck" realisiert. Das einzige Ziel ist schließlich, der Held des eigenen Lebens zu sein!


»Closed Paradise«
     
M., The Many, B.B
2. Our Generation - Part One (Hope & Illusion)

Während die neuen Welten heraufziehen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, unbekannte Universen das Zimmer erfüllen und das Spiel M.´s Avatar in Stellung bringt, versinkt M. in seinen Gedanken. Er fühlt sich wehrlos seinen Erinnerungen ausgeliefert und sieht sich plötzlich - wie aus sich herausgetreten - von außen, inmitten seiner ungezählten Kollegen und Kolleginnen seiner Generation. Er erkennt seine einstigen Schulfreunde und Betula, seine unvergessene Liebe und alle Gefährten seines Lebens. Zusammen mit den Gesichtern seiner Generation, steht er im Kreis um den spielenden M., beobachtend, wie der mit aufgerissenen Augen paralysiert in drei große Bildschirme starrt.

Gemeinsam stimmen die Vielen ein Lied an. Sie singen und resümieren über eine verspielte Generation, ihre Generation? Was ist deren Rolle heute, als Teil der alten, analogen Welt, die zu Ende geht und in der sie selbst die Letzten ihrer Spezies gewesen sein sollten? In ihrer Liebe zum Fortschritt und ihrer Unersättlichkeit am Guten und ihrer Begeisterungsfähigkeit zur Illusion haben sie doch auch die Gadgets und Chips ersonnen, die computergesteuert die Menschheit in die Globalisierung beförderten. Sie haben ja tatsächlich ins Leben gerufen, was in ihrer Kindheit noch als Science-Fiction galt. Und sie taten es nicht einfach so, sondern weil in einer vernetzten Welt der Zukunft niemand mehr den anderen als "Feind" bezeichnen sollte. In den unendlichen Weiten des Universums sollte Leben gefunden werden, das uns ungeahnte Erkenntnisse vermitteln würde und dem wir im Gegenzug Liebe und Frieden lehren würden. Ideale einer alten analogen Welt, die wir geradezu selbstverschuldet zu Grabe getragen haben? Weil wir sie eigentlich hinter uns lassen wollten, indem wir alles dem Fortschritt opferten, allein um des Fortschritts Willen!?

Gemeinsam singen sie von ihrem Zuhause, in dem sie unantastbar sind, in das sie sich zurückziehen, und von der neuen, digitalen Welt, dort draußen, in der sie die Ersten sind, die sie entdeckt haben, ja eigentlich selbst kreiert haben, und dennoch nicht ihre Gesetzmäßigkeiten verstehen und wahrhaben wollen? Die Letzten sollen die Ersten sein! Doch was nützt es ihnen, wenn die Ersten schlussendlich zu alt sind, um noch zu verstehen? Sie fragen sich, wo war der Moment, als das Ende ihrer Individualität - der Vielen - eingeleitet wurde? Ihre Chancen, Möglichkeiten und Hoffnungen auf eine intelligente, moderne Welt enttäuscht wurden, obgleich sie Teil und Ursache derer waren, die das Neue wollten und dabei nur das Alte zerstörten?

 

Der Chor verstummt, das Licht erlischt. Der Raum ist nur noch wohliger Uterus. M.´s Mimik verzerrt sich angestrengt, er verschmilzt mit seinem Avatar und mutiert zum Gamer. Für ihn gelten nun nur noch die Befehle der Maschine: "Start the game! Load the weapon! Break the score! Be the hero of your game!" Aus den Lautsprechern dringen Detonationen, Motoren- und Düsenlärm, das Zischen der Raumschiffe, die durch Raum und Zeit schießen. Schüsse und Schreie, Schussfeuersalven versetzen den Gamer in sein selbstgewähltes Inferno aus Feuer, Blitzen, Rauch und Trümmern, das er beherrscht! M. kämpft als The Gamer um sein Leben - hier ist er Gott!

 


»Our Generation - Part One«
     
M., The Child
 
3. The Child

Der Gamer stürmt im Lichtkegel seiner persönlichen Drohne durch die Gassen und Straßen einer zerschossenen, menschenleeren Siedlung. Plötzlich hält er inne. Aus einem der zertrümmerten Häuser vermeint er einen Schrei oder ein Rufen gehört zu haben. Er dringt in die Ruine des Wohnhauses, seine Drohne dicht bei ihm, den Weg erhellend. Vielleicht lassen sich noch Zivilisten retten. Hektisch kämpft er sich über Schutt und durch Berge von Trümmern. Raum um Raum durchsucht er die dunkle Behausung, die von Staub durchsetzte Luft erschwert das Atmen und lässt keinen weiten Blick zu. Am Ende des Flurs angekommen bricht er die letzte noch verschlossene Tür auf.
Mit größtmöglicher Aufmerksamkeit stößt er ins Dunkel vor. Seine Drohne zieht ihre Lichtspur durch die Finsternis. In das Zimmer dringt langsam die Staubfahne vom Flur herein. Im Lichtkegel seiner Drohne bemerkt er in einer Ecke des Raumes eine Bewegung auf dem Boden. Er kann sich gerade noch zurückhalten und unterlässt es, seiner ersten Reaktion freien Lauf zu lassen und darauf zu feuern. Er erkennt ein kleines Kind, das noch zu jung scheint, um laufen zu können. Die Silhouette des Gamer zeichnet sich im Licht der offenen Tür ab und muss für das Kind erschreckend und Furcht einflößend sein. Doch es krabbelt unbeeindruckt von der Situation auf einer zerfetzten Matratze um ein Buch herum und deutet mit seiner kleinen Faust darauf, als habe es den Gamer erwartet und wollte ihm etwas zeigen.
Der Gamer wischt sich den Schweiß aus den Augen und leuchtet die Ecke aus. Er legt seine Waffe ab und nähert sich der Matratze. Das Kind will ihn offenbar ansprechen, aber vermag noch keine Worte hervorzubringen. Der Gamer kniet sich nieder, beugt sich zu dem Kind auf die Matratze und versucht zu erkennen, worauf es die ganze Zeit hartnäckig hindeutet. Im Schein der Lampe erkennt er, ein aufgeschlagenes, reich bebildertes Buchs, welches das Kind ihm offensichtlich zeigen will. Er setzt sich, nimmt das Kind in den Arm und legt sich das Buch auf die Knie. Nach genauerem Betrachten der Darstellungen, kommen ihm die Darstellungen seltsam vertraut vor. Er sieht sich alles ganz genau an. Noch kann er nicht erinnern, wo er sie schon einmal gesehen hat, ja er ist sich nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt je schon einmal gesehen hat. Vielmehr schickt ihm jede der abgebildeten Situationen einen Schauer über den Rücken. Alles ist sehr bekannt und irgendwie innig vertraut, aber ohne sich ihres Anblicks erinnern zu können.
Als könnte er diese Momente wieder spüren, die Gerüche wahrnehmen und die Situationen erleben, so nah ist er den abgebildeten Situationen. Augenblicke der Ewigkeit vergehen, dann sieht er erschrocken zu dem Kind, das ihm jetzt ebenfalls unheimlich vertraut erscheint. Spontan ergreift er dessen Hand und klappt das Buch zu. Er will wissen, was er da in Händen hält. Die neun goldenen, in Leder gravierten Buschstaben auf dem Buchdeckel verraten ihm, es ist sein

"L i f e a l b u m".


Da sieht er das Kind erneut an und weicht erschrocken zurück. Er ist drauf und dran aufzuspringen. Er erkennt sich in dem Kind wieder. Es ist das Kind, das er - M. - vor langer Zeit einmal war. Er sieht in seine Augen und sie sehen ihn an. Er fühlt, wie sich Blicke treffen, die es nicht geben dürfte. Das Kind öffnet ihm den Buchdeckel erneut und stiert M. jetzt mit einem glühenden Blitzen in seinen gar nicht mehr kindlichen Augen an und der unmissverständliche Blick lässt jeden Widerwillen in M. vergehen. M. ist, als müsste er sich übergeben, weil er weiß, dass es jetzt kein Entkommen mehr gibt. Er begibt sich auf die Reise durch das eigene ICH!


»The Child«
     
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