WIR
SCHREIBEN DAS JAHR 1964. UNSER HELD HEISST M. ER IST EINER VON UNS
MILLIONEN BABY BOOMER.
KEINER WEISS, WAS DIE ZUKUNFT BRINGT - DOCH WIR SIND ZUVERSICHTLICH,
NEUGIERIG, OPTIMISTICH, IDEALISTISCH, ... JA EUPHORISCH !
Irgendwie
fiel es mir nicht schwer, mich bei diesem Casting
anzumelden, es kümmerte niemanden, und es
musste ja niemand davon erfahren. Eine Karriere
braucht jeder, koste sie was es wolle. Es war
ja nur ein Anfang, und meine Schauspielerambitionen
würde ich in den nächsten Schritten
weiter ausbauen. Schließlich hatte ich Glück
und mein Gesicht hat offenbar gefallen, zumindest
fand man es passend für einen Werbespot.
Ich sollte lediglich wie James Dean im Auto sitzen
und ab und an eine rauchen. Nun machte ich eben
meine Maske zu meinem Beruf. Und siehe, erstmals
hatte ich so etwas wie Erfolg! Ich verdiente auf
einen Schlag Geld, unerwartet viel Geld. Nebenbei
übernahm ich noch ein paar Model-Jobs und
mein Budget war bis auf weiteres gedeckt. Es kam
mir unverschämt viel vor! Da dämmerte
mir, die Kunst könnte mir eine Perspektive
eröffnen. Möglicherweise bot sie mir
endlich einen Weg in eine andere Welt. Die Produktion
alternativer Welten stellte sich für mich
mit einem Mal als reale Möglichkeit dar,
dorthin vorzudringen, wo man sich nicht abspeisen
ließ mit einem Spießerdasein. Vielleicht
reichte es auch bis zum Star!
Es fühlte sich tatsächlich an, als wäre
das die ideale Beschäftigung für mich.
Hier bekam ich es endlich mit Leuten zu tun, die
ähnlich wie ich auf der Suche waren. Jeder
für sich ein Außenseiter auf seine
Weise. Hier schienen alle ein wirkliches Leben
zu führen, im Job ihres Lebens. Glücklicherweise
bekam ich weitere Anschlussaufträge. In mir
wuchs das Gefühl, anerkannt zu werden, ohne
mich verstellen zu müssen. War ich jetzt
bei mir angekommen. Paradoxerweise mit einer Tätigkeit,
bei der ich jeden Tag ein anderer war.
Dies ist die Geschichte von M.
M. ist einer von "Den" Vielen.
Geboren 1964, dem Höhepunkt der Babyboomer.
Die Zeiten sind optimistisch. Die Menschheit betritt
zum ersten Mal den Mond.
Die Vielen haben sich viel vorgenommen,
weil die heraufdämmernde Wohlstandsgesellschaft
in diese Generation ihre Hoffnung auf eine bessere Welt
setzte!
Heute kommt M. von seiner Reha zurück.
Er hat einen Selbstmordversuch überlebt. Das ist ein
Jahr her. Dennoch weiß er nicht, wie er jemals wieder
ein normales Leben führen soll.
M. zieht sich von der Welt zurück; lebt einzig in seinen
virtuellen Welten seiner Computerspiele.
Genau dort stößt er auf ein rätselhaftes Buch.
Als er beginnt darin zu lesen, saugt es ihn auf.
Er ist gezwungen die Bilder seines Lebens nochmals Revue
passieren zu lassen.
Er erinnert seinen Pakt mit dem Teufel und durchlebt
das Spiel noch einmal, zu dem er sich verführt sah.
2:
Sind
sie Konkurrenten, die um Jobs, Beziehungen, Wohlstand
ringen - oder sind sie Gleichgesinnte, mit gleichen
Träumen, Wünschen und Hoffnungen, die gemeinsam
für eine verheißungsvolle Zukunft arbeiten?
Sind sie sich der Macht der Masse bewusst?
Es ist eine Zeit der Euphorie für die Zukunft,
in und mit der sie aufwachsen, doch diese weicht einer
Ernüchterung.
Desillusioniert von den tatsächlichen Bedingungen
und Verhältnissen, wirtschaftlichen und politischen
Ereignissen und dem Bewußtsein der Grenzen einer
Einflussnahme, hält Pragmatismus Einzug in das
Denken.
Der Wandel zu einer Informationsgesellschaft wird vorangetrieben.
Die Digitalisierung ersetzt analoge Techniken und damit
werden Träume von damals in reale Dinge umgesetzt:
Der Communicator der ScienceFiction Serie "Star
Trek"? - Ein Vorläufer unserer Smartphones.
3D-Druck, VR, KI, Robotik, MRT als Schlagworte für
Entwicklungen und Entdeckungen, die zu Fortschritten
in Industrie, Technik, Biologie, Medizin und anderen
Bereichen geführt haben - die Liste lässt
sich beliebig fortsetzen.
Die weltweite Vernetzung und Kommunikation ist Fluch
und Segen: Einerseits stehen immer mehr Informationen
in immer kürzerer Zeit zur Verfügung, auf
der anderen Seite ist diese Flut an Informationen nicht
in diesem Tempo zu verarbeiten.
Quantität bedeutet jedoch nicht gleich Qualität,
im Gegenteil: Es wird immer schwieriger zu differenzieren,
was echt oder falsch ist, wahr oder unwahr, Tatsachen
oder fake news - was ist wichtig, was nicht?
Die Möglichkeiten der Virtualisierung werden immer
realistischer. Es ist ein Weg, dem realen Leben zu entfliehen.
Eine weitere industrielle Revolution bahnt sich an...
Was bleibt, ist der Mensch. Was lässt ihn scheitern?
Die Angst vor den Scheitern.
M. ist ein 64er, der das Buch des Lebens durchblättert
und uns an seinen Erlebnissen, Träumen, Wünschen,
Sehnsüchten, Enttäuschungen, Frustrationen,
aber auch Hoffnungen teilhaben lässt - seinem Lifealbum.
IDEA BY HERMANN
DIEMINGER & JÜRGEN MICK/
STORYBOOK BY »NEW HOME IDIOTICS« /
MUSIC COMPOSED BY MICK JØRGENSEN & HERMANN DIEMINGER /
SCREENPLAY BY THOMAS SCHALLER & GÜNTER SCHWEIGARD /
DRAWINGS
BY THOMAS SCHALLER /
MOTION PICTURES & MODELING CRAFT & SCENERY BY GÜNTER SCHWEIGARD
/
ARTWORK BY JÜRGEN MICK /